Dammriss: Dein Weg zur schnellen Genesung nach der Geburt
Wir möchten mit dir in die Materie "Dammriss" eintauchen, mit Mythen aufräumen, Wege aufzeigen, wie du die Regeneration unterstützen kannst und dir letztlich auch ein wenig die Angst vor dem “großen Thema Geburtsverletzungen” nehmen.
Wenn du diesen Artikel liest, hast du möglicherweise gerade eine der intensivsten Erfahrungen deines Lebens hinter dich gebracht: die Geburt deines Kindes. Herzlichen Glückwunsch zu diesem wunderbaren Ereignis!
Oder du bist kurz davor und das Thema “Dammriss”, “Labienriss” oder “Dammschnitt” beschäftigt dich und macht dir vielleicht sogar ein wenig Sorge?
Hier schon mal die wichtigsten Fakten vorab:
- Ein Dammriss ist eine Geburtsverletzung, bei der das Gewebe zwischen Vagina und Anus reißt; dies ist bei etwa der Hälfte aller natürlichen Geburten der Fall.
- Es werden vier Schweregrade eines Dammrisses unterschieden. Grad 1 ist dabei die mildeste und Grad 4 die schwerste Form des Dammrisses.
- Direkt nach der Geburt wird die Wunde versorgt – oft während der ersten Bondingphase zwischen Mutter und Baby.
- Neben Dammriss gibt es andere Geburtsverletzungen wie Dammschnitt und Labienrisse.
- Risikofaktoren für einen Dammriss sind u. a. eine sehr schnelle Geburt, ein besonders großes oder schweres Baby, vorzeitiges Pressen, eine Episiotomie (Dammschnitt) bei einer vorangegangen Geburt und Geburtshilfen wie Saugglocke oder Zange.
- Vorbeugemaßnahmen können eine Perinealmassage, langsames Pressen und bestimmte Geburtspositionen sein.
- Heilungsprozess und Pflege eines Dammrisses erfordern die Vermeidung von langem Stehen/Sitzen/Gehen, Kühlung der Wunde, frische Luft und regelmäßige Sitzbäder mit Calendula und pflanzlichen Gerbstoffen wie in unseren bumwell® Essentials.
- Schmerzen beim Stuhlgang oder Komplikationen während des Heilungsprozesses sollten unbedingt mit einem Arzt besprochen werden.
Was ist ein Dammriss?
Ein Dammriss ist eine Verletzung, die während der Geburt auftreten kann. Der Damm ist das Gewebe zwischen deiner Vagina und deinem Anus. Wenn dein Baby durch den Geburtskanal geschoben wird, kann der Druck so stark sein, dass das Gewebe reißt. Dies passiert besonders häufig, wenn das Baby rasch geboren wird, besonders groß ist oder wenn sein Kopf in einer ungünstigen Position liegt. Ein Dammriss ist nichts, wovor du Angst haben musst. Es ist eine häufige Komplikation, die bei gut der Hälfte aller natürlichen Geburten vorkommt. Mit der richtigen Pflege und Behandlung heilen die meisten Dammrisse gut und ohne langfristige Probleme.
Welche Verletzungsgrade gibt es beim Dammriss?
Ein Dammriss wird in seiner Schwere mit einer Einteilung in Grade unterschieden.
Grad 1: Bei einer Verletzung ersten Grades ist nur die Haut des Damms gerissen. Dies ist die mildeste Form eines Dammrisses und heilt in der Regel schnell und ohne Komplikationen.
Grad 2: Bei einem Dammriss zweiten Grades sind die Haut und die Muskeln des Damms gerissen, der Schließmuskel ist jedoch intakt. Diese Art von Dammriss erfordert es in der Regel genäht zu werden. Die Fäden der Naht lösen sich nach einigen Wochen von selbst auf.
Grad 3: Bei einem Dammriss dritten Grades sind die Haut, die Muskeln und der Schließmuskel des Damms gerissen. Diese Art von Dammriss erfordert eine Operation und eine längere Erholungszeit.
Grad 4: Bei einem Dammriss vierten Grades sind die Haut, die Muskeln, der Schließmuskel und die innere Auskleidung des Rektums gerissen. Dies ist die schwerste Form eines Dammrisses und erfordert eine sofortige Operation.
Wie ein Dammriss versorgt wird, hängt von seiner Schwere ab. Bei einer Verletzung ersten oder zweiten Grades wird die behandelnde Ärztin die Wunde meist noch direkt im Kreißsaal vernähen. Die Fäden lösen sich nach etwa drei Wochen von selbst auf. Ist die Verletzung allerdings höhergradig, ist größtenteils eine Operation notwendig.
Zum Glück sind Dammrisse des dritten und vierten Grades eher die Ausnahme als die Regel. Grad 3 tritt nur bei etwa 1,7 Prozent und Grad 4 bei 0,1 Prozent aller Geburten auf(Statistisches Bundesamt Deutschland 2017). Weitaus häufiger sind Dammrisse 1. und 2. Grades.
Wie schmerzhaft ist ein Dammriss?
Bei der Geburt merkst du kleinere Verletzungen meistens gar nicht. Größere Risse hingegen machen sich als kurzzeitiger Schmerz und anschließendes Brennen bemerkbar. Sobald dein Kleines aber da ist, rücken diese Beschwerden vorerst in den Hintergrund. Am zweiten oder dritten Tag kommen die Schmerzen meist wieder, werden für ein bis zwei Tage schlimmer, bevor sie anschließend wieder abflauen. Danach sind es vorwiegend die aufgequollenen Fäden, die bei dir ein Spannungsgefühl verursachen können. Die Fäden lösen sich dann normalerweise nach etwa drei Wochen von selbst auf. Und so richtig abgeheilt ist alles nach ungefähr sechs Wochen.
Die Wundversorgung direkt nach der Geburt
Direkt nach der Geburt, also sobald auch die Plazenta (Nachgeburt) geboren wurde, wird die Wunde von Dammriss oder Dammschnitt ärztlich versorgt. Eine Gynäkologin oder ein Gynäkologe macht das unter örtlicher Betäubung. Solange es dir und deinem Neugeborenen gut geht, kann dies sogar beim Bonding passieren, also während dein Baby das erste Mal auf deiner nackten Haut liegt und sich ebenfalls von der anstrengenden Geburt erholt.
Andere Arten von Geburtsverletzungen
Neben dem Dammriss gibt es auch andere Arten von Geburtsverletzungen, die während der Geburt auftreten können. Dazu gehören der Dammschnitt und Labienrisse.
Ein Dammschnitt ist ein chirurgischer Schnitt, der manchmal während der Geburt gemacht wird, um den Geburtskanal zu erweitern und eine schnellere Geburt zu ermöglichen. Ein Dammschnitt wird heute nur noch durchgeführt, wenn es medizinisch notwendig ist, das Baby schnell zu holen oder es aus der Beckenendlage geboren wird.
Labienrisse sind Risse in den Schamlippen, die während der Geburt auftreten können. Sie sind weniger häufig als Dammrisse, können aber ebenso schmerzhaft sein und eine ähnliche Pflege und Behandlung erfordern.
Was kann einen Dammriss begünstigen?
Es gibt verschiedene Faktoren, die einen Dammriss begünstigen können. Dazu gehören:
Eine sehr schnelle Geburt: Wenn die Geburt sehr schnell verläuft, hat das Gewebe möglicherweise nicht genug Zeit, sich ausreichend zu dehnen. Dies kann dazu führen, dass es reißt.
Ein besonders großes oder schweres Baby: Ein großes oder schweres Baby kann mehr Druck auf den Damm ausüben, was das Risiko eines Risses erhöht.
Zu frühes Pressen während der Geburt: Wenn du zu früh oder zu stark presst, kann dies den Druck auf den Damm erhöhen und das Risiko eines Risses steigern.
Ein Dammschnitt bei einer vorangegangenen Geburt: Wenn du bei einer früheren Geburt einen Dammschnitt hattest, kann dies das Risiko eines Dammrisses bei nachfolgenden Geburten erhöhen.
Eine Geburt mithilfe von Saugglocke oder Zange: Wenn bei der Geburt Hilfsmittel wie eine Saugglocke oder eine Zange verwendet werden, kann dies die Wahrscheinlichkeit eines Dammrisses steigern.
Der sogenannte Kristeller-Handgriff: Dies ist eine Methode, bei der Druck auf den Bauch der Mutter ausgeübt wird, um die Geburt zu beschleunigen. Dabei wird Druck auf den oberen Teil des Bauches der Mutter ausgeübt, um das Baby durch den Geburtskanal zu schieben. Obwohl diese Methode in einigen Fällen dazu beitragen kann, die Geburt zu beschleunigen, ist sie nicht ohne Risiken. Sie kann das Risiko von Geburtsverletzungen, einschließlich Dammrissen, erhöhen und wird daher heute nur noch selten und unter bestimmten Umständen angewendet.
Es ist wichtig zu wissen, dass ein Dammriss nicht immer vermeidbar ist, auch wenn du alle Vorsichtsmaßnahmen triffst. Manchmal ist es einfach eine Folge der individuellen Umstände der Geburt. Es gibt aber dennoch einige Dinge, die du tun kannst, um das Risiko eines Dammrisses zu verringern.
Vorbeugung eines Dammrisses
Perinealmassage oder Dammmassage: Eine Perinealmassage in den Wochen vor der Geburt kann dazu beitragen, das Gewebe zu dehnen und flexibler zu machen. Der Perineum ist der Bereich zwischen der Vagina und dem Anus. Durch regelmäßige Massage kann das Gewebe weicher und elastischer werden und sich so unter der Geburt besser dehnen. Etwa sechs Wochen vor errechnetem Entbindungstermin (SSW 34) solltest du mit sanften Massagen des Perineums beginnen. Du kannst dazu ein natürliches Öl, wie Mandelöl, verwenden. Die Massage sollte nicht schmerzhaft sein, sondern eher ein Gefühl von Dehnung hervorrufen. Hier findest du ein hilfreiches Video (englisch), das dir die Perinealmassage anschaulich erklärt: https://youtu.be/0d4OwSbkvRI
Langsames Pressen: Wenn du während der Geburt langsam presst, kann dies dazu beitragen, dass sich das Gewebe langsam dehnt, anstatt plötzlich zu reißen. Deine Hebamme oder deine Ärztin wird dir dabei helfen und dir sagen, wann und wie du am besten presst.
Geburtsposition: Einige Geburtspositionen können das Risiko eines Dammrisses verringern. Zum Beispiel kann eine Geburt in Seitenlage oder in der Vierfüßlerstellung den Druck auf den Damm verringern. Deine Ärztin oder Hebamme kann dir helfen, die beste Position für dich zu finden.
Heilungsprozess und Pflege eines Dammrisses
Die Heilung eines Dammrisses kann einige Wochen dauern und ist leider oft mit Schmerzen und Unwohlsein verbunden. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um den Heilungsprozess zu unterstützen und die Beschwerden zu lindern:
Sorge für eine saubere Wunde: Häufiges Duschen und Wechseln der Vorlagen hilft, Infektionen zu vermeiden. Achte darauf, dass du von vorn nach hinten wischst, um eine Kontamination der Wunde zu vermeiden.
Nicht zu lange Sitzen, Stehen oder Gehen: Diese Aktivitäten können den Druck auf die Wunde erhöhen und den Heilungsprozess verlangsamen. Versuche, dich so viel wie möglich auszuruhen und dich flach hinzulegen, um den Druck auf die Wunde zu verringern.
Kühle die Wunde: Verwende Cool-Packs oder Gels, um die Schwellung zu reduzieren und den Schmerz zu lindern. Achte jedoch darauf, dass du die Kühlelemente nicht direkt auf die Haut aufträgst, um Frostbeulen zu vermeiden.
Mache regelmäßig Sitzbäder: Ein Sitzbad mit Ringelblumenblüten (Calendula), Eichenrinde oder Schwarztee kann sehr hilfreich sein.
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Wann man einen Arzt aufsuchen sollte
Ein Dammriss verheilt in den allermeisten Fällen ohne Komplikationen. Es ist jedoch wichtig, dass du etwaige Beschwerden mit deiner Nachsorge-Hebamme oder deinem Arzt besprichst. Sie können dir wertvolle Tipps geben und dir helfen, den Heilungsprozess zu unterstützen. Wenn du etwa Schmerzen beim Stuhlgang hast, kann dein Arzt oder deine Ärztin dir ein Mittel verschreiben, das den Stuhl weicher macht. Denn oft liegt die Ursache für die Schmerzen in einer Verdickung und Verhärtung der Narbe.
Im Normalfall ist es völlig ausreichend, wenn deine Frauenärztin sich nach etwa sechs Wochen die Wundheilung noch einmal anschaut. Und in den Wochen davor steht dir deine Nachsorge-Hebamme mit Rat und Tat zur Seite.
Ein Dammriss ist nicht immer zu verhindern
Ein Dammriss ist eine häufige Geburtsverletzung, die Schmerzen und Unbehagen verursachen kann. Aber mit der richtigen Pflege und Behandlung kann die Heilung komplikationslos und ohne langfristige Probleme verlaufen.
Wir hoffen, dass dieser Artikel dir geholfen hat, dir deine Sorgen rund um den Dammriss ein wenig zu nehmen. Wichtig ist, dass du dich nicht selbst dafür verantwortlich machst. Es ist eine natürliche Komplikation, die bei vielen Frauen auftritt und auf deren Verlauf man nur sehr begrenzten Einfluss hat. Und vergiss nicht, dass du eine unglaubliche Leistung vollbracht hast oder vollbringen wirst! Sei stolz auf dich und nimm dir so gut es irgend geht die Zeit, die du benötigst, um dich nach der anstrengenden Geburt zu erholen. Am besten liest du dir auch die Tipps aus unserem Artikel zum Wochenbett durch.